Schülerinnen und Schüler des 9. Jahrgangs waren am 26. Oktober besonders aktiv: Der WPK Gesellschaftslehre Medien machte unserer „Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage“ alle Ehre, denn er beschäftigte sich bereits seit Längerem mit dem Thema „Stolpersteine“. Stolpersteine sind ein europaweites Projekt des Künstlers Gunter Demnig, welches die Erinnerung an die Opfer des nationalsozialistischen Regimes aufrecht erhalten soll.
Sehen Sie jetzt das Video zur Aktion.
In diesem Zusammenhang recherchierten die Schüler*innen des WPK die Geschichte der Familie Lilienfeld, zu denen der Vater Julius, die Mutter Martha und die beiden Kinder Horst und Marion gehören, für deren zwei Stolpersteine die Giordano-Bruno-Gesamtschule die Patenschaft bei der Verlegung im Jahr 2011 übernommen hatte.
Am Montag schließlich machte sich ein Teil des WPK bei Nieselregen samt Putzutensilien und Kamera auf den Weg in die Kybitzstraße, vor deren Hausnummer 6 insgesamt drei mit Messing überzogene Stolpersteine die roten Gehwegplatten ersetzen.
Die Patenschaft für Stolpersteine zu übernehmen, bedeutet Verantwortung zu übernehmen und das taten die Schüler*innen auch, indem sie den Steinen tatkräftig zu neuem Glanz verhalfen. Die nun wieder auffällig goldglänzenden Steine sollen Passanten und Anwohner an die traurige Geschichte von Horst und Marion Lilienfeld erinnern. Die beiden Jugendlichen mussten bereits im Jahre 1933 als Kinder mit ihren Eltern aus Helmstedt flüchten, weil sie als Juden von den Nationalsozialisten verfolgt wurden und die Schlachterei der Familie von der Bevölkerung boykottiert wurde. In Frankreich hofften sie ein neues Leben beginnen zu können, doch im Laufe des Zweiten Weltkriegs fand man sie auch dort und sie wurden 1944 mit ihrer Mutter Martha Lilienfeld nach Auschwitz deportiert, wo sie den Stolpersteinen zufolge starben.
Das Reinigen der Steine wurde auf Fotos festgehalten, welche zusammen mit der Geschichte der Familie Lilienfeld in Form eines selbsterstellten Videos bald auf dem schuleigenen YouTube Kanal zu sehen sein und auch dem Israel Jacobson Netzwerk für jüdische Kultur und Geschichte e.V. zugesandt wird, um am 15. November 2020, auf der zentralen öffentlichen Veranstaltung „Erinnerung Aufpolieren“ präsentiert zu werden.
An dieser Stelle gilt ein besonderer Dank auch Frau Susanne Weihmann, deren Buch „Die sind doch alle weggemacht“ Juden in Helmstedt 1933-1945 die umfassende Recherche ermöglichte und deren freundliche Unterstützung und umfassende Information dieses Projekt erst möglich machte.